North India - Kashmir
25.10.09
Ladakh - Die Ueberquerung der hoechsten befahrbaren Paesse der Erde
Srinagar, die erste Etappe auf den Weg in den Himalaya war hinter uns. Unser Plan war aber noch weiter zu kommen - zunaechst nach Leh und falls moeglich nicht auf selbigen Wege zurueck, sondern ueber die hohen 5 tausender Paesse runter nach Manali. Die Reaktionen und Meinungen der Einheimischen darueber waren wie immer geteilt.
Manche warnten davor nach Leh zu fahren, da zu dieser Jahreszeit bereits Gefahr bestuende in Leh eingeschneit zu werden. Dies allerdings empfand ich als nicht allzu Dramatisch, da das Wetter zum einen vielversprechend aussah, zum anderen es einen Flugplatz in Leh gab, um im Notfall wieder nach Indien einfliegen zu koennen. Andere meinten es sei kein Problem, allerdings muessten wir die selbe Strecke wieder zureuck fahren, da die Paesse von Leh nach Manali bereits seit Mitte September geschlossen seien. Mir kam zu Ohren das an die offiziellen mit ein paar Hundert Rupies bestechen koenne, damit damit Sie einen passieren lassen,....
Also steuerten wir nach zwei Tagen Aufenthalt, (Duncan musste noch seine Magenverstimmung auskurieren) in der fuer Ihre Hausboote (mehr als 2 Tausend davon schwimmen herum) bekannte Stadt Srinagar, Leh an. Unser zwischenziel Kargil erreichten wir nach 10 Stunden fahrt ohne groessere Probleme (bis auf einen Platten am Gipfel), realisierten wir nicht einmal, dass wir Lunch in dem zweit kaeltesten Dorf der Welt einnahmen. Von hier aus gings erstmals Hoeher als viertausend Meter, und wir bekamen bei den Anblick der weissen Gletscher erstmals eine Vorahnung was uns bevorstand. Die Strasse war zum Grossteil under Construction, manchmal mussten wir warten bis Teile der Route von Traktoren freigeraeumt wurden, da Sie soeben von herabstuerzenden Felsen verschuettet wurden, manchmal versperten aber auch nur festsitzende LKW s (siehe Foto) die weiterfahrt. Jedenfalls war es uns nicht moeglich, den Schnitt ueber 30 km/h zu halten. Die Ausblicke der Landschaften waren unglaublich, und richtig Kalt wurde es erst auf den letzen 20 Kilometern, als die Sonne verschwandt und ich meine aus zwei Muetzen zusamengenaehten Handschuhe zum Einsatz bringen musste. Da aber diese ohne Windschutz vor den Haenden auch nicht wirklich Warm waren, erreichten wir Leh bereits gut verfroren. Schnee und Minusgrade waren hier auf 3500 Metern bereits eingekehrt. Die ersten Opfer die die Hoehe einforderte, waren meine letzte Dose Heinecken sowie meine Waschseife, die jeweils aufgrund des Hoehendrucks platzten! In der Stadt der EXIL Tibeter, machte ich mich gleich am naechsten Morgen auf zum ueber der Stadt liegenden Tempel, eines Nachbaus des Potala Tempels in Tibet.
Das man hier nicht direkt in den ersten Tagen, nach Ankunft in Leh, herauf steigend sollte, um die Wirkungen der Hoehenkrankheit AMS zu vermeiden, las ich erst als ich erschoepft am Gipfel saß. Nachdem ich mich wieder einigermasen erholt hatte, holte ich Informationen von zwei Einheimischen Jeep Fahrern ein, die den Pass noch am vorrigen Tag ueberquert hatten. So wie es aussah sollten wir Glueck haben da es, fuer diese Zeit sehr ungewoehnlich, noch nicht viel Schnee gegeben hatte. Ich besorgte 4 Kanister a 5 Liter, zwei fuer Reservesprit, zwei fuer meine Windschutzprotektorenkonstruktion.
Am morgen starteten wir puenklich um sieben unter tiefblauen, klarem Himmel. Man sagte uns wenn wir den vorletzten Pass noch am selbigen Tag schaffen wuerden, seien wir in Sicherheit. Die groesste Gefahr bestand darin von einem ploetzlichem Wetterumschwung, in einem der unbewohnten Taeler eingeschneit zu werden. In diesem worst Case koennte uns nur noch ein Hubschrauber helfen. Dies hatten wir jedoch nicht vor, daher gingen wir die 350 km frueh an. Bei einem Schnitt von max. 30km/h hatten wir einige Fahrtzeit vor uns. Das erste mal hielten wir bereits nach dreissig Kilometern, um unsere Haende am Motorblock wieder aufzuwaermen. Da es noch frueh am morgen war, hatten wir die Hoffnung das es mit steigender Sonne auch steigende Temperaturen geben sollte. Je Hoeher wir hinauf kamen desto unwirklicher wurden die Ausblicke, aber auch unbefahrbarere die Strassen. Mit unseren Gelaendemaschinen kamen wir allerdings ueber alles (Geroell, Sandt, Wasser, halbe Bruecken und spaeter Schnee und Eis) relativ Problemlos rueber. Etwas unguenstig war, dass sich mein E-Starter verabschiedete, und ich von nun an nach jeden Stop zunaechst Bergab anrollen musste, um den Motor wieder zu starten. Wir lagen lange gut in der Zeit, bis mein Bike bei einem Fotostop von einer starken Windboehe umgeblasen wurde, und wir eine knappe Stunde damit beschaeftigt waren, die Vorderradbremse welche beim Sturz leicht verzogen, wieder hinzubekommen. Als Duncan in einem Eisloch steckenblieb, und wir sein Bike rueckwaerts wieder rausheben mussten, machte sich die Kraftlosigkeit auch in uns bemerkbar. Die Motorraeder mussten wir schon seit einer ganzen Weile Hochtourig im ersten Gang fahren, um ueberhaupt vorwaerts zu kommen. Fotostops wurden zu einer waren Ueberwindung, da es jedesmal bedeutete - Handschuhe ausziehen! (Fuer mich zudem umzudrehen, Bergabzurollen, und den Motor wieder zu starten) Unser Mittagessen waren ein paar Carb und Protein Riegel, die ich fuer solche Faelle noch dabei hatte. - Dazu angefrorenes Wasser aus dem Trinkschlauch mit ein paar Paracetamol...
Schliesslich erreichten wir die letzte Anhoehe, und passierten den verschneiten Pass mit Sonnenuntergang. In einem verlgeichbar warmen Tal schlugen wir unter Sonnenuntergang unser Zelt auf, wissend das soeben die hoechsten befahrbaren Paesse der Erde ueberquert hatten! Als am naechsten morgen mein Sprit nach warmlaufen des Motors lehr war, zapften wir zwei der noch fuenf vorhandenen Liter aus Duncans Tank, um die letzten 9 verbleibenden Kilometer zu ersten Tankstelle zu schaffen. Fuer die verbleibendenn 120 Kilometer nach Manali brauchten wir nochmals knapp 6 Stunden. Diesmal jedoch nicht aufgrund der schlechten Verhaeltnisse, sondern aufgrund der vielen indischen Touristen, die von Manali aus mit Sammeltaxis auf den ersten Berg hinauf fuhren um einmal im Leben Schnee zu sehen! Dabei wurden obligatorisch fuer Inder, alle Zufahrts,- und Abwartswege aufs derbste versperrt. Wir waren definitiv wieder in einer Zivilisation angekommen.
Und Manali hieß uns Willkommen - heisse Quellen, Bier und Pizza!!`